Ernst Lutz (1941-2008)

 

Ein Künstler mit weitem Blick ins kulturelle Universum

 

Er war Künstler, Forscher, Philosoph - und lebte im Herzen des Klosters Adelberg.

 

Das Atelier von Ernst Lutz war in der ehemaligen Prälatur eingerichtet, die mitten im Klosterhof, gleich gegenüber der Ulrichskapelle, eindrucksvoll dominiert. Gemeinsam mit seiner Frau Mareile und dem Bildhauer Hans Nübold hatte er das Gebäude 1972 erworben.

 

Dort schuf er bis zu seinem Tod im Jahre 2008 faszinierende Kunstwerke zu Themen der Weltliteratur, der Oper, der Religion und der Mystik.

 

Mozart, Shakespeare, Kafka, Kleist und Hesse waren seine Geistesfreunde.

 

Der altmeisterlicher Umgang mit Farbe, Lasur, Tuschfeder und Lavierung machten ihn zum Nestor einer Gestaltungsidee, die stark an die Malerei der Renaissance erinnert.

 

Vielen Kunstschaffenden eröffnete er damit als Grafiker, Maler, Bildhauer und Dozent den Zugang zu besonders individuellen Gestaltungswegen.

 

Das Kloster Adelberg war der ideale Ort für diesen Künstler, der konsequent und leidenschaftlich dem eigentlichen Grund des Lebens nachspürte und die eitle Bühne des Kunstbetriebs eher mied.

 

Dort entstanden Kunstwerke von hoher Qualität, die mit beeindruckender Wirkung menschliche Gefühle wie "Zuwendung und Isolation", "Hoffnung und Angst", "Humor und Trauer" oder "Lust und Leiden" dramatisieren.

 

Es mag die Betrachter erstaunen, wie aktuell und lebensnah die Werke des Künstlers Ernst Lutz auch heute noch wirken. Deshalb darf auch nicht verwundern, wenn sich im Oeuvre des Künstlers sogar Computerbilder befinden, die zum Teil in markanten Malaktionen entstanden sind.

 

Bei einem Rundgang im Klosterhof muss auch an den Rosengarten des Künstlers erinnert werden. Ein Blick über den Gartenzaun ließ einst spüren, mit welcher Lust der Künstler nahe bei seinen Rosen, den Bienen und Schmetterlingen sein wollte, und deren Wachstum und Population er wissenschaftlich begleitete.

 

Die Ernst Lutz Sozietät#KlosterAdelberg möchte auf die Lebenswelt des Künstlers hinweisen und dazu einladen, die Wirkung seiner Werke lebendig zu halten.

 

In der virtuellen Ausstellung auf dieser Website kann man in das Schaffenswerk von Ernst Lutz eintauchen und den zeitlosen Kunst-Atem seiner Werke in vollen Zügen genießen.

 

Werner Stepanek

 

Erinnerungen an Ernst Lutz

 

Der Maler, Zeichner, Illustrator, der Künstler Ernst Lutz ist weit über den Raum Göppingen hinaus bekannt. Viele Ausstellungen haben seine Arbeiten öffentlich gemacht. Er selbst scheute das Rampenlicht. In Eislingen geboren, blieb er - durch und durch Schwabe - im Land und doch im Verborgenen. Ernst Lutz war ein scheuer, ein stiller Mensch. Die letzten vier Jahrzehnte arbeitete er im Kloster Adelberg. Hier lebte er sein intensives, kontemplatives wie fruchtbares Leben.

 

Vor etwa 45 Jahren sind wir uns zum ersten Mal begegnet. Ich erinnere mich an seine stille Freundlichkeit. Kafka war damals sein Thema, dunkel und anziehend. 1968 hatten wir eine gemeinsame Ausstellung im „Kleinen Kästchen am Alten Kasten“, der Galerie seiner Schwiegermutter in Göppingen. 1992 fand sich der Männerkreis, fünf Männer, interessiert an Kunst und Philosophie und am Anderen: Alfred Bast, Friedemann Binder, Erwin Heigl, Ernst Lutz und ich. Ernst war der Älteste und der Ruhigste, hielt sich zurück, ließ uns den Vortritt. Es sei denn, er hielt eine Differenzierung für notwendig. Dann konnte er in langen Passagen seine Sicht der Dinge vor uns ausbreiten. Sein Wissen aus Medizin, Biologie, Psychologie, Geschichte und Kunst, aber auch zu Rosenschnitt, Schmetterlingsaufzucht, Geologie und Kräuterkunde war beeindruckend. Er blieb dabei bescheiden, hielt seine Hände über seinem Bauch gefaltet und hörte sich unsere Gegenrede wohlwollend an.

 

Auch beim Lachen blieb er leise. Er lächelte oftmals kaum merklich. Trotz mancherlei Anfeindungen erlebte ich ihn dennoch als einen heiteren Menschen. Er war biophil, sah sich selbst immer als kleinen Teil vom großen Ganzen, konnte noch im Alter staunen wie ein Kind. Die Katze war ihm wichtig und die vielen hundert Schmetterlingsraupen, die er aufzog und an deren Verwandlung er großen Anteil nahm.

 

Wenige Tage vor seinem Tod treffe ich ihn heiter und entspannt. Er ist bereit für die anstehende Verwandlung, so erscheint es mir. Ich entdecke ein paar Notizen, die ihm wichtig schienen: "Leonardo da Vinci von Adelberg", "Farbenzauberer von Wiesbaden", "Goethe von Eislingen".

 

Er hat sich notiert, was wir Männer in den letzten Wochen zu ihm gesagt haben. Als ich ihn frage, von wem die letzte Eintragung sei, lächelt er, hält mich einen Moment lang hin und sagt dann verschmitzt: "Des isch doch von Dir". Der Künstler Ernst Lutz hat uns einen reichen Schatz an Bildern, Zeichnungen und plastischen Arbeiten hinterlassen, der Mensch Enkel und Urenkel seiner Schmetterlinge, den Duft seiner Rosen und seine heitere Freundlichkeit.

 

Heinz Breuker, im Oktober 2011

 

Aus: Bast, Alfred u. a.: Ernst Lutz: Zeichnung, Druckgrafik, Malerei, Stuck-Relief, 1960-2008. S. 47

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